Was Frauen am Gender Pay Gap selbst ändern können.
Aktualisiert: 10. Mai
Finanzen sind ein Thema, dass jeden von uns begleitet. Egal ob Mann, Frau, dazwischen und Außerhalb. Gerade als Frau in einer Männerdominierten Branche möchte ich Frauen dazu ermutigen, sich mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen.
Damit jede Frau selbstbestimmt und unabhängig leben kann, auch im Alter.

I. Der Gender Pay Gap
II. Was Frauen ändern können
III. Der Gender Pension Gap
IV. Der Gender Investment Gap
Aber woher kommt die unterschiedliche Rente im Alter bei Männern und Frauen eigentlich? Steigen wir tiefer in die Ursachen ein:
I. Der Gender Pay Gap
Am 07.03.2023 war Equal Pay Day in Deutschland. Angenommen Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn, dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden [1]. Im Jahr 2021 lag der unbereinigte Gender Pay Gap in Deutschland bei 18% [2]. Das heißt, dass Frauen im Jahr 2021 im Durchschnitt 18% weniger pro Stunde verdient haben als Männer. Hauptgründe für die Lohnunterschiede sind insbesondere die Jobwahl, die Aufstiegschancen und die unterschiedlichen Arbeitszeiten. Auffällig bei der Jobwahl ist, dass Frauen in Ländern hoher Chancengleichheit eher dazu tendieren in „typische“ Frauenberufe zu gehen. Dies belegte eine Studie, welche zu dem Ergebnis kam, dass sich die Präferenzen von Männern und Frauen umso weniger glichen je reicher und geschlechtergerechter ein Land ist [3]. Die „typischen“ Frauenberufe gehören jedoch zu den vergleichsweise schlechter bezahlten Berufen (Erzieherinnen, Arzthelferinnen, …). Männer dagegen wählen weiterhin die eher besser bezahlten MINT-Berufe. Das wird auch das Paradox der Gleichberechtigung genannt. Eine Begründung hierfür könnte darin liegen, dass gleichberechtigte Länder häufig wohlhabender sind und der wirtschaftliche Druck auf einen gut bezahlten Job hinzuarbeiten daher geringer ist. Aber auch der bereinigte Gender Pay Gap lag 2018 bei 5,9% [4]. Hier werden das Entgelt von Frauen und Männern mit vergleichbaren Qualifikationen, Berufserfahrungen und Hierarchiestufen in vergleichbaren Branchen zueinander in Beziehung gesetzt. Faktoren für dieses könnten vor allem Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Elternzeit und das Verhalten von Frauen bei Lohnverhandlungen sein. Frauen verhandeln nämlich nur in 7% der Fälle ihr Einstiegsgehalt, während Männer hingegen in 57% der Fälle ihr Einstiegsgehalt verhandeln [5].
II. Was Frauen ändern können
Frauen sollten anfangen sich mehr durchzusetzen. Ein Tag nach dem Equal Pay Day ist Weltfrauentag. Entstanden vor dem Ersten Weltkrieg als Zeichen der Gleichberechtigung und Emanzipation der Frauen. Wie steht es jetzt über 100 Jahre nach dem ersten Weltfrauentag um die Gleichberechtigung? Naja, ganz dort angekommen wo wir hinkommen sollten sind wir noch nicht. Aber Deutschland ist im internationalen Vergleich auf jeden Fall auf einem guten Weg dorthin. Was fehlt aber noch? Wie können Frauen der Gleichberechtigung näherkommen? Es liegt auch an uns Frauen etwas in unserem Verhalten zu ändern. Ich habe schon in einigen Unternehmen gearbeitet. Und egal, ob kleines Restaurant, Einzelhandel, Finanzdienstleister oder Kanzlei. Eine Sache mir extrem auffällig, die in der Hand der Frauen liegt: Wir sollten selbstbewusster auftreten, uns unseres Wertes bewusst sein. Frauen machen sich schnell klein. Es beginnt schon bei der Vorstellung beim Gegenüber, wo Frauen häufig etwas eingeschüchtert wirken. Selbstbewussten Menschen werden mehr Kompetenzen zugewiesen und sie bleiben eher im Gedächtnis. Deshalb ist es auch so wichtig im Job selbstsicher aufzutreten. Das meint nicht selbstüberschätzendes Selbstbewusstsein. Ein gesundes Maß ist wichtig. Sich seiner Stärken bewusst sein und das auch nach außen ausstrahlen. Genauso auch mal sagen können, wenn einem etwas nicht passt oder wenn man etwas zu verbessern hat. Frauen sind nämlich krass und können so vieles. Das sollten sie an die Welt nach außen tragen und sich weder vom 20 Jahre älteren Chef noch von sonst jemandem einschüchtern lassen.
III. Der Gender Pension Gap
Dieser ist nochmal deutlich größer als der Gender Pay Gap. Und hierbei reden wir nicht von ein paar Prozent. Der Gender Pension Gap liegt in Deutschland bei 59,6%. Das heißt, dass Frauen in Deutschland ein um 59,6% geringeres Alterssicherungseinkommen haben als Männer. Frauen ab 65 Jahren beziehen Alterseinkünfte von rund 17.800€ Brutto, während Männer Alterseinkünfte von 25.400€ Brutto beziehen. Das macht einen Unterschied von über 600€ monatlich. Aber woran liegt das? Hauptursachen hierfür sind zum einen ganz klar der Gender Pay Gap. Wer weniger verdient zahlt auch weniger in die gesetzliche Rente ein und hat auch weniger, um andere Formen der Altersvorsorge zu betreiben. Hinzu kommen geschlechtsspezifische Differenzen in den Erwerbstätigkeitsjahren. Hierunter fallen insbesondere Erwerbsunterbrechungen aufgrund der Kindererziehung und die damit einhergehende anschließende Reduktion der Erwerbstätigkeit. Weiterer Grund ist das Gender Investment Gap. Frauen sind leider immer noch deutlich inaktiver, wenn es um Finanzplanung, Aktienmarktbeteiligung und Altersvorsorge geht. Das ist ein Punkt, den wir Frauen selbst in den Griff bekommen müssen und sich unbedingt mehr mit dem Thema auseinandersetzen sollten. Was jedoch weiterhin eine Aufgabe der Politik bleibt, ist es sich auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fokussieren. Denn das ist und bleibt mitunter die Hauptursache für das Gender Pay und Pension Gap. Eine einfache Aufgabe ist das natürlich nicht. Dennoch sollte daran gearbeitet werden, dass Karrierechancen für Frauen nicht aufgrund der Kindererziehung eingeschränkt sind und die Höhe der gesetzlichen Rente nicht durch Erwerbsunterbrechungen infolge von Schwangerschaft und Kindererziehung verringert wird.
IV. Der Gender Investment Gap
Frauen fordern immer mehr Gleichberechtigung und gleiche Chancen in allen Lebensbereichen. Das ist auf jeden Fall berechtigt und in vielen Bereichen ist dahingehend auch noch viel Verbesserungspotenzial. In einigen Bereichen müssen sie aber auch selbst ins Handeln kommen. Vor allem was das Thema Investment angeht, sollten sie unbedingt anfangen selbst vorzusorgen. Denn selbst bei gleichem Einkommen zeigen Frauen ein nachteiliges Vorsorge- und Anlageverhalten. Frauen sind deutlich inaktiver, wenn es um Finanzplanung, Aktienmarktbeteiligung und Altersvorsorge geht als Männer. Das sehe ich auch selbst anhand unserer Kunden. Nur ca. 12% davon sind Frauen. Klar, der Hauptgrund hierfür ist unsere Zielgruppe, da die meisten Softwareentwickler und ITler männlich sind. Allerdings sehe ich das auch bei Kunden, die nicht aus unserer Zielgruppe sind. Denn auch diese sind häufig männlich. Obwohl das Thema Frauen und Männer in gleicher Weise betrifft. Vor allem in Hinblick auf die geringe Höhe der gesetzlichen Rente kann das negative Folgen mit sich bringen. Eine zusätzliche Altersvorsorge ist mittlerweile kaum zu umgehen, wenn man später seinen Lebensstandard halten möchte. Als Frau in der Finanzbranche bin auch ich auf der Beraterseite noch eher in der Minderheit. Denn auch die Finanzberatung wird als „typischer“ Männerberuf noch hauptsächlich von Männern ausgeübt. Das muss aber nicht sein, denn egal, ob als Kunde oder als Berater. Finanzen sind ein Thema, dass uns täglich begleitet, egal welchen Geschlechts wir sind. Deswegen möchte ich jede Frau dazu ermutigen, sich mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen und trotz Risikoaversität den Mut zu fassen und für ihr Alter vorzusorgen.
[1] https://www.equalpayday.de [2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_088_621.html [3] https://www.science.org/doi/10.1126/science.aas9899 [4] https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2021/04/verdienstunterschiede-042021.pdf [5] https://hbr.org/2003/10/nice-girls-dont-ask